Monday, November 13, 2006

St.Laternen-Marsch

St. Martin, St. Martin,
die Bettler sind arm.
Sie frieren im Winter,
weil sie nix ham.
St. Martin, St. Martin
wo hast du dein Schwert?

Laterne, Laterne
Wir wollen Krieg der Sterne!
Und Süßes! Und Süßes!
Der Heilige soll büßen!
Laterne, Laterne,
Scheiterhaufen brennen in der Ferne.

All tomorrow parties

Unterwegs durch die Nacht
im Tanzschritt von hier
nach später Wirklichkeit
hinter ätherischem Nebel
agitiert vom Taumel
Träume im Rausch
bis die Sonne sich müde
aus dem östlichen Sessel erhebt
der Morgen
Frühstück in der neuen Dunkelheit
die neue Wege öffnet
ungekannte Ekstase
rasend durch die Stadt
ständig auf der Suche
nach der nächsten Location
Action Time Television
flieht vor der Langeweile
was zu tun wär:
Bier holen

Howlin’ again

Ich sah die besten Geister
meiner Generation hysterisch
nackt in der Kacke sitzen
unter Stress in Industrieanlagen
schwitzend Erholung suchend
Folterkammern der Selbstoptimierung
in Fitnessfabriken verschmutzt
vom Feinstaub der Städte verfolgt
den Weg gewollt das Ziel
verfehlt seinen Sinn im Angesicht
des Trainings zum Todfeind

BESTAND

beständig trage ich silberne Tablets
auf trägen Hände stolpere
stürze an die Decke
es erhebt sich Lärm
in der Halle Krawall
im Saale gediegene Langeweile
Kreise mit Kreide
aufgemalte Bodentätowierung
der Präsident dieser Sitzung
erhebt sich erklärt die Regierung
die Linie nicht überschreiten
die Mitte nicht betreten
von wegen! ich muss doch
das Essen servieren
als ich es wage schreien die Irren
hab ich mich geirrt?
was war noch mal
meine Aufgabe heute
die aufgebrachte Meute will mich lynchen
dabei brachte ich nur das Trinken

Einsteinimkaffeecafé

Die Bilder der Erinnerung
hab ich in einem Bildband gesehn
coffee-table für besondere
Zusammenkünfte mit den Sponsoren
der Retromode zugewand
verschüttet bittersüße Getränke
auf meinem Grab fiebrige Flecken
Hitze versteckt den Gestank
Leichenschmaus
Kaffee & Kuchen sind ein freudiger Anlass
sich in Nadelstreifenanzug zu schmeißen
Peitschenstreifen und Nadeln in der Haut

In der Stadt sind die Grenzen aus Glas
trink leer den Beton
der Mischer füllt sich erneut
von unsichtbarer Hand
Hochzeitswein vermehrt getrunken
ich tunke den Keks in die Tasse
kalter Kakao wo ich durchziehe
wie bitter sind die Felder der Furcht
wie bitter ist die Frucht
vom Baum der Erkenntnis geraubt
Ist das alles was ihr glaubt?
Die Zeit verstreicht in Bögen
zieht ihre Bahnen in sonnigen Höhn
der quietschende Klang dieses Ratterns
automobile Instrumente beziehn
ihre Position auf der Bühne

Die Ratten verlassen das Caféhaus
Express Richtung Theke
ich steh in der Ecke
am dreieckigen Tisch
wische mir den Schweiß von der Stirn
und die Tränen aus den Augen
Ein Glas Whiskey steht bereit
Wasser des Lebens
verdrängtes Leid kann nicht sterben
Heben wir an den Toast
mit Butter und Honig zu sprechen
Fett & Zucker
bis zum Erbrechen
Gewiss: die Verräter werden sich rächen
auf den Dächern hüpft ein Husar
Piraten die Wellen reiten
den Rum auf dem Surfbrett verschifft
Der rote Korsar auf der Spitze der Gischt
bringt die Bohnen der Bitternis
aus der neuen Welt
in diesen Winkel angemessen
0,5 Quadratmeter Platz
öffentliche Träume überwacht
von TV-Kameras gefangen
am Nebentisch reden sie über Medienmacht
da bin ich gegangen

Matinée universelle oder: Noch ein Mythos

Die Akademie kontrolliert
die Elite marschiert
lächerlich edle Gewänder
wir nehmen die Sache selbst
in die Hände geklatscht
ernster als Beifall
ein lustiger Zwischenfall
ein trauriger Zwischenruf
ruft der Herold einsam
in der Nacht der Meute
es winkt fette Beute
heute morgen aufstehn
um nach dem Rechten zu sehn
um nicht im Kreis zu gehen
immer gradeaus
verlass dieses Haus!
niedergebrannte Ruinen
bis auf die Grundmauern
im Elfenbeinschloss der Lüfte
Wolkenmauern brennen nicht
Dämmerung im Phosphorlicht
schlechte Sicht im Nebel
die Gezeiten streiten um
volle Ebbe, leere Flut
voll Hasstiraden beladen
mit dem einzigen Fluch
der noch hilft
Verdammnis sicher zu stellen
Hörst du die Hunde am Tor
bellen vor Furcht
die heilige Allianz fährt empor
zum Himmel ohne Schimmer
was erwartet den Sünder dort?
ein Ort geschlossen
Auserwählte genießen die Aussicht.
Mehr Licht für diese düstre Burg!
Ein Himmelsschiff mit Leck am Bug
kann den Betrug nur schlecht vertuschen
wenn die Herrscher von den Wolken rutschen